Digitalsteuer rückt in den Fokus

Während mittelständische Unternehmen ihren steuerlichen Pflichten nachkommen, entziehen sich große Digitalkonzerne oft der Abgabenlast. Der Ruf nach fairer Besteuerung wird lauter.
Veröffentlicht von Patricia Lederer 01.06.2025 um 08:00 Uhr

Steuergerechtigkeit im Netz: Wie große Plattformen stärker zur Kasse gebeten werden könnten

In der digitalen Welt ist längst nicht alles so transparent, wie es scheint. Während mittelständische Unternehmen und Selbstständige ihre Steuerpflichten erfüllen und zur Finanzierung des Gemeinwohls beitragen, schaffen es einige globale Tech-Konzerne weiterhin, sich geschickt aus der Affäre zu ziehen. Das sorgt für wachsenden Unmut, nicht nur in der Bevölkerung, sondern zunehmend auch in der Politik.

Ungleichgewicht im Steuersystem

Multinationale Internetunternehmen erzielen Milliardenumsätze mit Nutzern in Europa, zahlen aber häufig kaum Steuern in den Ländern, in denen diese Gewinne tatsächlich erwirtschaftet werden. Die Ursache liegt im bestehenden internationalen Steuerrecht: Digitale Geschäftsmodelle lassen sich leicht grenzüberschreitend gestalten. Gewinne werden in Niedrigsteuerländer verschoben, wo diese Unternehmen kaum reale wirtschaftliche Aktivitäten haben. Für viele Experten ist klar: Diese Praxis verzerrt den Wettbewerb und untergräbt das Vertrauen in ein faires Steuersystem.

Ein Vorschlag für mehr Fairness

Angesichts dieser Schieflage wird erneut über die Einführung einer speziellen Abgabe für große Digitalunternehmen diskutiert, häufig als „Digitalsteuer“ bezeichnet. Die Idee: Plattformen, die ihre Erlöse aus der digitalen Interaktion mit Nutzern ziehen, etwa durch Werbung, Marktplatzgebühren oder Datenverwertung, sollen in den Ländern, in denen diese Nutzer ansässig sind, einen zusätzlichen Beitrag leisten. Ein pauschaler Steuersatz von beispielsweise zehn Prozent auf bestimmte Umsätze steht im Raum.

Kritik und Chancen

Kritiker befürchten, dass eine nationale Alleinlösung zu Handelskonflikten führen könnte. Andere sehen darin einen wichtigen Schritt zur Wiederherstellung der steuerlichen Gerechtigkeit. Auch auf EU- und OECD-Ebene wird bereits seit Jahren an einer internationalen Lösung gearbeitet. Doch der Fortschritt ist schleppend, politische Interessen, Lobbyarbeit und technische Details bremsen das Vorankommen.

Die Debatte zeigt: Es geht nicht nur um Zahlen. Es geht um Verantwortung. Um die Frage, wie digitale Geschäftsmodelle in das gesellschaftliche Gefüge eingebettet werden. Und darum, ob es gelingt, auch im digitalen Zeitalter ein Steuersystem zu bewahren, das seinen Namen verdient.

Fazit

Die digitale Wirtschaft wächst rasant, doch das Steuerrecht hinkt hinterher. Eine gezielte Besteuerung großer Digitalplattformen könnte ein Schritt hin zu mehr Fairness sein. Entscheidend wird sein, wie klug die Politik diese Herausforderung angeht: mit Weitblick, mit internationaler Abstimmung und mit dem Mut, alte Regeln zu überdenken.

👉Jetzt Erste Hilfe Beratung bei PepperPapers sichern!

Foto Patricia Lederer
Patricia Lederer
Autorin und Geschäftsführerin PepperPapers

Patricia Lederer ist Fachanwältin für Steuerrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht. Lederer ist spezialisiert auf nationales und internationales Steuerrecht und Steuerstrafrecht. Sie arbeitet in den Bereichen Betriebsprüfung, Steuerfahndung und vertritt Mandanten in Gerichtsprozessen vor den Finanzgerichten bundesweit, beim Bundesfinanzhof, Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.