Grundsteuer Hebesatzveränderungen! Steueroasen gibt es auch hier!

Wir verraten euch, in welchen Orten die Grundsteuer Hebesätze gesenkt oder massiv angehoben wurden oder werden.
Veröffentlicht von Patricia Lederer 16.08.2023 um 17:08 Uhr

Die Grundsteuer ist aktuell in Deutschland DAS Dauerthema!

Wir möchten dich dazu natürlich auch auf dem Laufenden halten. In diesem Blogbeitrag geht es um die neuen Hebesätze und die Hebesätze, die von vielen Gemeinden bereits vor der neuen Grundsteuer in weiser Voraussicht angepasst wurden. Viele Gemeinden und Städte haben die Hebesätze nämlich bereits 2022 drastisch erhöht. Damit füllen die Gemeinden und Städte ihre leeren Kassen wieder auf, genauso wie mit der Gewerbesteuer.

Die Hebesatzveränderungen in Deutschland in 2022

Es gibt jedoch hier auch Ausnahmen, sowohl im negativen als auch im positiven Sinne. Das Grundsteuer-Portal LAMA hat dazu eine Auswertung erstellt, wie sich die Hebesätze im Jahr 2022 verändert haben. Den Link zu der Auswertung findest du hier: Hebesatzänderungen Deutschland 2022

Die Übersicht ist prozentual dargestellt und beginnt mit den am stärksten reduzierten Hebesätzen. In diesem Fall ist die Stadt Hünfeld in Hessen Spitzenreiter und hat die Hebesätze um 50% gesenkt, jetzt bei 150%. Zum Vergleich: Die Stadt Kefenrod in Hessen hat ihren Hebesatz um 88% auf jetzt 850% in der Grundsteuer B erhöht. Möglicherweise ist deine Gemeinde oder Stadt ebenfalls aufgeführt?

Sämtliche Städte und Gemeinden, die in der Liste nicht erfasst sind, haben die Hebesätze zwischen 2021 und 2022 nicht verändert.

Der Ärger mit den Hebesätzen

Der Ärger über die bereits geänderten Hebesätze ist groß. Viele Gemeinden werden ihre Hebesätze auch nach der Neuberechnung erst anpassen. Dabei gibt es jetzt schon Gemeinden, die bereits eine drastische Erhöhung kalkulieren. Aktueller Spitzenreiter mit einem Hebesatz von 1.050% ist übrigens noch die Stadt Lorch in Hessen. Es geht jedoch noch schlimmer! Die Gemeinde Alfter in Nordrhein-Westfalen plant bereits eine Anhebung des Hebesatzes von aktuell 763% auf 1500% im Jahr 2024 und 1800% im Jahr 2027. In diesem Zusammenhang kann man bereits von Unverhältnismäßigkeit sprechen.

Die Steueroasen

Es gibt und gab in Deutschland schon immer Steueroasen. Weitestgehend bezieht sich dieses Wort „Steueroase“ meistens auf die Gewerbesteuer. Solche Steueroasen findet man in der Regel am Rande von Ballungsgebieten oder Großstädten. Warum ist das so? Ganz einfach! Diese Städte oder Gemeinden haben Gewerbesteuersätze, die weit unter dem Landesdurchschnitt liegen, und nehmen trotzdem durch die Masse an Unternehmen, die sich dort ansiedeln, viele Steuern ein. Und hier kommt der Bezug zur Grundsteuer: Man kann nicht verallgemeinern, dass diese Städte und Gemeinden generell einen niedrigeren Hebesatz für die Grundsteuer haben. Oftmals liegt aber auch dieser niedriger als der Landesdurchschnitt. Es gibt jedoch auch kleine Grundsteueroasen. Dabei handelt es sich um ein paar kleine Dörfer in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, die gar keine Grundsteuer erheben. Diese Dörfer verfügen über einen ausgeglichenen Haushalt und können es sich leisten, auf die Grundsteuer zu verzichten. Denn in diesen Kommunen schaffen Windkraftanlagen zusätzliche Einnahmen. Und die Kommunen belasten die Bürger daher nicht mit der Grundsteuer.

Einspruch auf jeden Fall

Wie du vielleicht weißt, erklären wir viele Dokumente und Themen rund um PepperPapers auf unserem TaxPro YouTube Kanal. Dazu erreichen uns auch immer wieder viele Fragen. Im Hinblick auf die Grundsteuer werden wir zum Beispiel immer wieder gefragt: „Muss ich den Mustereinspruch gegen den Grundsteuerbescheid des Finanzamts auch einlegen, wenn der Messbetrag niedriger als zuvor ist?“ Die Antwort ist hier ganz klar: Du solltest den Einspruch auf jeden Fall einlegen! Denn die zu zahlende Grundsteuer hängt nicht nur am Hebesatz deiner Gemeinde, sondern auch am Grundsteuermessbetrag und dem Grundsteuerwert. Die festgelegte Grundsteuer deiner Gemeinde musst du zahlen. Daran führt leider kein Weg vorbei. Ob die neue Grundsteuer verfassungswidrig ist, steht zum jetzigen Zeitpunkt jedoch noch nicht fest. Du solltest dich daher mit dem Mustereinspruch absichern, auch wenn der Bescheid des Finanzamts niedriger ausfällt als der letzte Bescheid. Denn wenn der Hebesatz der Gemeinde zukünftig steigt, dann wird es teurer als bisher angenommen.

Fazit

Deutschland befindet sich hinsichtlich der ganzen Grundsteueränderungen in einem starken Wandel. Solltest du deine Kaufentscheidung für eine Immobilie deshalb von den jeweiligen Hebesätzen abhängig machen? Ein klares Ja oder Nein gibt es hier nicht. Hast du bereits geplant, dir eine eigene Immobilie zuzulegen? Dann solltest du eine mögliche Senkung der Grunderwerbsteuer abwarten. Das passende Video dazu findest du hier: Grunderwerbsteuer (Dummensteuer) Vor dem Aus? DAS sind die Pläne!

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Patricia Lederer
Autorin und Geschäftsführerin PepperPapers

Patricia Lederer ist Fachanwältin für Steuerrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht. Lederer ist spezialisiert auf nationales und internationales Steuerrecht und Steuerstrafrecht. Sie arbeitet in den Bereichen Betriebsprüfung, Steuerfahndung und vertritt Mandanten in Gerichtsprozessen vor den Finanzgerichten bundesweit, beim Bundesfinanzhof, Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.