Soli vor Gericht: Der Gerichtstermin

Am 12. November 2024 war es soweit: Der Gerichtstermin zum Soli fand statt. Was ist das Ergebnis?
Veröffentlicht von Patricia Lederer 19.11.2024 um 00:28 Uhr

Solidaritätszuschlag vor Gericht: Wird der „Soli“ jetzt gekippt?

Am 12. November 2024 war es endlich so weit: Die Verfassungsbeschwerde gegen den Solidaritätszuschlag, eingereicht von sechs Beschwerdeführern, wurde in einer packenden Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe diskutiert. Die große Frage, die über allem steht: Hat der „Soli“ in der aktuellen Form noch eine rechtliche Grundlage, oder wird er als verfassungswidrig erklärt? Ein Urteil, das Milliarden in die Staatskasse spülen – oder ein riesiges Loch hinterlassen könnte.

Kernfrage: Wofür braucht Deutschland den Solidaritätszuschlag noch?

Im Fokus stand die Frage, ob der Solidaritätszuschlag als Ergänzungsabgabe nach Artikel 106 Grundgesetz verfassungsrechtlich noch gerechtfertigt ist. Das Finanzministerium verteidigt den „Soli“ und argumentiert, dass ein gewisser Finanzbedarf in den neuen Bundesländern nach wie vor bestehe. Doch viele Experten und sogar einige Richter des Bundesverfassungsgerichts stellen infrage, ob dieser Mehrbedarf nach so vielen Jahren Wiedervereinigung noch real ist. Spannend wurde es, als Sachverständige erklärten, dass der angebliche „Mehrbedarf“ für den Osten durch die Abwanderung junger Arbeitskräfte bereits weitgehend gedeckt sei – die Abgaben, die einst im Osten generiert werden sollten, fließen ohnehin schon in die Staatskasse, da viele in den alten Bundesländern arbeiten. Ein Nullsummenspiel, sozusagen.

Schwerwiegende Folgen eines Urteils gegen den Soli

Sollte das Gericht den „Soli“ kippen, stünde der Bund vor einem riesigen Haushaltsproblem. Rund 50 Milliarden Euro fehlen dann, und diese Summe wäre ein dramatisches Loch im Budget. Ein Szenario, vor dem selbst die Anwälte der Bundesregierung in ihren Schlussplädoyers warnten. Sie brachten einen Notlagenbeschluss ins Spiel, um das Finanzierungsproblem zu lösen. Die Frage, ob das funktioniert, bleibt jedoch offen, da das Bundesverfassungsgericht bereits ein solches Vorgehen in 2023 als verfassungswidrig abgelehnt hat.

Politikverdrossenheit als Nebenwirkung

Dieses Verfahren ist auch ein Symbol für eine tiefergehende Frage: Wie sehr können Bürger auf die Beständigkeit und Fairness der Politik vertrauen? Bei einer Entscheidung gegen den Soli könnte zwar entschieden werden, dass der Zuschlag nur für die Zukunft entfällt – dennoch bleibt der fade Beigeschmack, dass jahrzehntelang Gelder erhoben wurden, ohne dass die Notwendigkeit rechtlich abgesichert war. Das führt, so Experten, bei vielen Bürgern zu Vertrauensverlust und Politikverdrossenheit.

Wie geht es weiter?

Das Gericht wird sich Zeit nehmen, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen, aber die Dringlichkeit ist klar: Die Entscheidung könnte die Zukunft des Soli und möglicherweise des gesamten Staatshaushalts beeinflussen. Ob der Solidaritätszuschlag bleibt oder fällt, wird also nicht nur in den Gerichtssälen, sondern auch in der öffentlichen Meinung Wellen schlagen.

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Patricia Lederer
Autorin und Geschäftsführerin PepperPapers

Patricia Lederer ist Fachanwältin für Steuerrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht. Lederer ist spezialisiert auf nationales und internationales Steuerrecht und Steuerstrafrecht. Sie arbeitet in den Bereichen Betriebsprüfung, Steuerfahndung und vertritt Mandanten in Gerichtsprozessen vor den Finanzgerichten bundesweit, beim Bundesfinanzhof, Bundesverfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.